Zu Besuch bei Schillers Räubern

Von Gianna

Nach einer langen Pause, durch die Corona Pandemie, in der fast keine Stücke mehr im Theater gespielt werden durften, konnte ich am 2. Oktober endlich mal wieder etwas anschauen.

Durch meine Lehrerinnen in Deutsch und Darstellendes Spiel habe ich nämlich erfahren, dass die Tragödie, die wir gerade im Deutsch Leistungskurs lesen – „Die Räuber“ – im Deutschen Theater in Göttingen aufgeführt wird.

Da musste ich natürlich sofort hin!

Das Originalstück – ursprünglich als Lesedrama gedacht – wurde 1781 zuerst anonym veröffentlicht. Als es 1782 das erste Mal im Theater aufgeführt wurde, brachte es einen ziemlichen Aufruhr mit sich. Die bürgerliche Gesellschaft stand ebenso Kopf wie der Adel, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Während der Adel entsetzt reagierte, applaudierte die bürgerliche Gesellschaft. Der mittlerweile bekannt gewordene Autor, Friedrich Schiller, und sein Stück wurden über Nacht berühmt.

Der im Stück gezeigte Hass gegen die Staatsgewalt traf genau den Nerv der Zeit. Schiller selbst sagt, dass bei der Uraufführung sogar Menschen in Ohnmacht gefallen sind!

Worum geht es?

In dem Stück geht es um die Brüder Franz und Karl von Moor (Daniel Mühe). Während Karl der Erstgeborene und Erfolgreiche ist, der in Leipzig studiert, fühlt sich Franz ungeliebt. Er versucht durch Intrigen seinen Bruder Karl und auch seinen Vater (Volker Muthmann) loszuwerden.

So will er der Herrscher des moorischen Schlosses sein und auch Amalia (Anna Paula Muth), die Geliebte von Karl, für sich haben.

In der Zwischenzeit gründet Karl zusammen mit seinen Kumpanen Spiegelberg (Volker Muthmann) Razmann und Roller (Bastian Dulisch und Paul Trempnau), sowie einigen anderen jungen Männern – die in der Neuinszenierung aber nicht vorkommen – eine Räuberbande, die raubend und meuchelnd durchs Land zieht.

Schau dir den Trailer an

Was gibt es sonst noch über die Aufführung zu sagen?

„Die Räuber“ in Göttingen ist vom Plot und vom Text nah am Original, was ich sehr cool finde. Meist sind mir neu Inszenierungen ein bisschen zu experimentell, aber diese fand ich richtig gut gelungen.

Natürlich ist sie nicht einhundert Prozent wie das klassische Stück. Das wäre ja auch langweilig. Mit neuerer Musik und Videosequenzen wurde das Stück moderner gestaltet.

Ich fand es phänomenal, dass es nur fünf Schauspieler für zehn Rollen gab und die eigentlichen Gegenspieler, die Brüder Franz und Karl von einer Person (Daniel Mühe) gespielt wurden.

Ebenfalls großartig war, dass Amalia ein eigenes Lied, das ihren Charakter noch besser darstellt, in dieser Inszenierung bekommen hat. Das ist nämlich ein Punkt, den ich ziemlich negativ im Original finde. Es gibt nur eine einzige weibliche Rolle und dann erfährt man fast gar nichts über ihren Charakter. Das hat das Stück in Göttingen echt gut gelöst.

Richtig spannend war, dass das Ende abgeändert wurde. Denn in diesem Stück treffen Karl und Franz noch einmal aufeinander, was im Originalstück kein einziges Mal passiert, und reden miteinander. Das ist bestimmt echt schwierig, wenn man beide Charaktere gleichzeitig spielt!

Aber worüber sie reden, müsst ihr selbst herausfinden 😉.

Ein bisschen was Technisches

Mein Fazit

Meine Lieblingsszenen im ganzen Stück waren das Lied von Amalia und die Szene, in der Franz verrückt wird. Während er sich über den Boden kugelt, habe ich mich gekugelt vor Lachen.

Für Jüngere ist das Stück zwar nichts, weil es ein bisschen gewalttätig ist, aber wenn ihr etwas älter seid, kann ich „Die Räuber“ nur empfehlen. Spannung über zweieinhalb Stunden – also echt nicht so langweilig, wie das Buch im Deutschunterricht zu lesen.

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Fotos: © Thomas Müller

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